Besonderer Jahrgang bei Freisprechungsfeier verabschiedet
Bei der Freisprechungsfeier der Zimmerer-Innung Dillingen wurde ein besonderer Jahrgang verabschiedet. Mit Stolz tragen die Gesellen ihre Kluft. Der französische Sozialist Jean Jaurès erklärte schon 1910: „Tradition ist nicht die Anbetung der Asche, sondern die Weitergabe des Feuers." Alexander Gumpp, Obermeister der Zimmerer-Innung Dillingen verwies bei der Freisprechungsfeier im IBL in Lutzingen auf dieses Zitat, als er erklärte: „Sie sehen uns alle in Kluft, wir dürfen sie gerne mit Stolz zeigen.“ Denn der Beruf verbinde Tradition und Moderne und gleichzeitig arbeiten die Zimmerer mit Holz, dem schönsten Baustoff, den es gibt. Der Baustoff, der den Wald in die Stadt bringt.
Auf die Modernität des Berufes wies Landrat Markus Müller bei der Festrede ebenfalls hin: „Schon in der Ausbildung haben Sie mit digital gesteuerten Geräten und Unterrichtsmethoden gearbeitet.“ Auch für den Landkreis sei es entscheidend, dass die Nachwuchskräfte ihrem Beruf treu bleiben, mithelfen, den Fachkräftemangel einzudämmen und damit die Handwerksbetriebe als Rückgrat der heimischen Wirtschaft am Laufen zu halten. Der Landrat bat sie, ebenso wie Alexander Kirst, Hauptgeschäftsführer des bayerischen Landesinnungsverbands, Berufserfahrung zu sammeln. Kirst sagte: „Geht Geld verdienen, schaut euch Betriebe an. Denn ihr habt die besten Chancen, wenn ihr in der Praxis punktet.“ Bevor sie die Meisterausbildung oder ein Studium beginnen. Lutzingens Bürgermeister Christian Weber ist überzeugt: „Um das Know-How, das in unseren Handwerksbetrieben vorhanden ist, beneiden uns viele andere Länder.“ Auch die bayerische Staatsregierung habe das Thema Fachkräftemangel ganz oben angesiedelt, als zentrales Thema nannte der Freie-Wähler-Landtagsabgeordnete Johann Häusler die duale Ausbildung. CSU- Landtagskandidat Manuel Knoll meinte, immerhin könnte keiner ohne Handwerker Häuser bauen, sie bringen die Wirtschaft voran.
Bevor Kreishandwerksmeister Werner Luther die Freisprechung vornahm, versprach er: „Das Spannende an Berufen im Baubereich ist: Es wird nie langweilig. Sie können alles Mögliche umsetzen.“ Dass die Freigesprochenen Ehrgeiz haben, hätten sie bewiesen, wie Alexander Gumpp zufrieden herausstellte: „In den 26 Jahren, seit ich Obermeister bin, hatten wir kein so gutes Ergebnis wie dieses Jahr.“ Die Redner dankten den Betrieben, den Familien und Freunden für ihre Unterstützung.
Landrat Müller verwies außerdem auf Untersuchungen des Leibnitz-Instituts zur Arbeitsforschung, die ergaben, dass gut ausgebildete Menschen zufriedener mit ihrer Arbeit sind, außerdem insgesamt glücklicher und ausgeglichener als Menschen ohne qualifizierte Ausbildung. Noch dazu nehmen sie aktiver am gesellschaftlichen Leben ihres sozialen Umfelds teil. Er dankte der Innung, die als wichtiges Organ die Interessen der Zimmerer-Betriebe und ihrer Belegschaft vertritt. So wie die Kreishandwerkerschaft das für das gesamte Handwerk macht. In Richtung der Politiker erklärte Kreishandwerksmeister Luther, dass es höchste Zeit sei, überbetriebliche Ausbildungszentren in der Region modern zu gestalten, um junge Leute für den Beruf zu begeistern. Ein Schritt sei, dass ab 2024 die Zimmerer der Region statt der Berufsschule in Immenstadt die in Donauwörth besuchen dürfen.
Bevor der stellvertretende Obermeister Christian Graf und das Ensemble Brass Bi des Musikvereins Binswangen den offiziellen Teil beendete, bekamen die jungen Zimmergesellen ihre Gesellenbriefe. Und weil Maximilian Hörbrand als Bester nur wenige Punkte mehr als Nikolas Mayr, Michael Oppermann und Tobias Weldishofer bei der Abschlussprüfung erreicht hatte, bekamen gleich alle drei ein Geschenk vom Obermeister und vom Kreishandwerksmeister überreicht. (AZ)
Die Freigesprochenen:
Winterprüfung 2021/22: Tobias Kaltenstadtler (Schwertberger, Dillingen); Marco Kolodzi und Tobias Kraus (beide Gumpp & Maier, Binswangen).
Sommerprüfung 2022: Nasreddin Ali, Erik Döhler, David Gerstmayr, Philipp Kretsch, Tobias Weldishofer (alle Gumpp & Maier, Binswangen), Benjamin Bast (Glass, Pfaffenhofen), Joos Buchele, Peter Schußmann (beide Schaffer, Laugna), Colin Göttler (Stangl, Schwenningen), Maximilian Hörbrand, Nikolas Mayr (beide Ehnle, Eppisburg), Michael Oppermann (Mayer, Medlingen), Philipp Weinberger (Bauer, Wertingen).